Je abwechslungsreicher und vielfältiger unsere Umwelt gestaltet ist, desto mehr Lebensraum bietet sie für eine Vielzahl von Arten. Diese benötigen neben ausreichend Nahrung und Rückzugmöglichkeiten auch Orte zur Jungenaufzucht.
Eine intensive landwirtschaftliche Nutzung, Flächenversiegelung durch Siedlungsbau und Infrastrukturmaßnahmen führen in unserer Kulturlandschaft zu einem Mangel an geeigneten Lebensräumen. Dadurch finden viele Arten keine passenden Habitate zum Nisten oder Brüten mehr, wodurch deren Bestände zurückgehen, oder sie sogar vom Aussterben bedroht sein können.
Nisthilfen, wie sie hier vorgestellt werden, können ein wenig Abhilfe schaffen. Sie bieten Insekten, Vögeln und Fledermäusen diesen geschützten Rückzugsort, der eine Aufzucht von Jungtieren, geschützt vor schädlichen Einflüssen, ermöglicht Der Schutz intakter Lebensräume sollte aber stets im Vordergrund stehen.
Mit Hilfe der Schauwände an unseren Schulstandorten in Leiferde und Meinersen und dieser Internetseite können Sie sich über verschiedene Typen von Nisthilfen sowie deren Nutzen informieren und selbst in ihrem Garten aktiv werden.
Das Projekt wurde 2017 im Rahmen des Seminarfachs in 12.1 unter dem Oberthema “Heimat” als Gruppenarbeit von Friederike Fricke und Karolina Krzych unter der Leitung von Dipl.-Biol. F. Preusse verwirklicht. Tatkräftige Unterstützung bei der Umsetzung gab es von der Arbeitsgemeinschaft „Avi-Faunistik”.
Finanziell wurde das Projekt von der Niedersächsischen BINGO-Umweltstiftung, dem Förderverein des Sibylla-Merian Gymnasiums e.V. und der Firma Schwegler unterstützt.
Vögel
Fledermäuse
Insekten
Nisthilfen sollten atmungsaktiv, langlebig und umweltfreundlich sein. Zudem ist ein geringer Wartungsaufwand von Vorteil. Als Baumaterialien eignen sich daher unbehandeltes Holz oder Holzbeton. Der atmungsaktive Holzbeton ist unempfindlich gegenüber Witterungseinflüssen und besitzt somit eine sehr lange Haltbarkeit. Da man hierfür allerdings spezielle Gußformen benötigt ist der Eigenbau kaum möglich.
Nistkästen aus Holz lassen sich hingegen leicht selbst fertigen. Im Internet findet man hierfür zahlreiche Anleitungen. Zur längeren Haltbarkeit sollten Sie einen umweltfreundlichen und lösungmittelfreien Anstrich bekommen.
Bei der Montage der Nisthilfen sind einige Dinge zu beachten. So müssen die Kästen vor Katzen und Mardern sicher sein. Dies erreicht man unter anderem durch die Verwendung
entsprechender Kastenkonstruktionen. Je nach Vogelart, die man unterstützen möchte, sind die Nistkästen in unterschiedlicher Höhe anzubringen: Nisthilfen für Singvögel in Gärten
und Grünflächen in Augenhöhe (ca. 2 m), sonst in etwa ab 3 m Höhe. Für größere Tiere empfiehlt sich eine Höhe von 4 bis 6 m. Das Flugloch zeigt idealerweise nach
Südosten. Wind und Regen sollten nicht in die Flugöffnung eindringen können. Die Montage sollte an einem halbschattigen und geschützten Standort erfolgen,
da der Brutinnenraum im Sommer überhitzen kann.
An Bäumen befestigt man die Nisthilfen am besten mit einem Aluminiumnagel. Dieser schadet dem Baum nicht. Wird eine Nisthilfe hängend montiert, empfiehlt es sich eine Manschette
anzubringen, um zu verhindern, dass die Aufhängung in den Baum einwächst. Klemmen Sie zu diesem Zweck ein Stück Gummischlauch oder Holzleiste zwischen Rinde und Draht. Der
Nistkasten kann dann mit dem nun geschützten Draht aufgehängt werden oder über eine Holzleiste fest am Baum vernagelt werden (Länge der Leiste mindestens 15 cm länger als die Nistkastenhöhe).
Befestigen Sie die Leiste auf der Rückseite des Kastens in der Mitte, so dass sie an Dach und Boden übersteht. Dann nageln Sie die Leiste mit Aluminiumnägeln an.
Ein Nistkasten sollte im Herbst oder Winter bei Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt gereinigt werden, denn die meisten Vögel können das alte Nest nicht selbst entfernen. Sie nutzen es aber auch nicht wieder, sondern bauen im neuen Jahr ein Nest oben drauf. So können Räuber wie Marder sich leichter Eier oder Küken angeln.
Bei Vogelarten wie Meisen, die mehrmals im Jahr brüten, reinigen Sie den Nistkasten bitte nicht zwischen den Bruten. Indem Sie das alte Nest entfernen, fördern Sie die Neubelegung im kommenden Jahr und Sie entfernen eventuell vorhandene Parasiten (Vogelflöhe und Milben). So bleiben die Vögel gesund. Dabei reicht es völlig, wenn Sie gründlich auskehren und das alte Nest entfernen. Verwenden Sie bitte keine Chemikalien. Ist ein Untermieter, vielleicht ein Siebenschläfer, in den Kasten eingezogen? Lassen Sie ihn in Ruhe und reinigen Sie den Kasten im Frühjahr nach Auszug der Wintergäste.
Das Nest können Sie im nächstgelegenen Laubhaufen entsorgen. Vorher ist aber detektivische Feinarbeit angesagt: Das verwendete Nistmaterial gibt Aufschluss darüber, welcher Vogel hier eine Familie gegründet hat. Viel Moos mit einer weich mit Tierhaaren gepolsterten Nistmulde lässt auf Meisen schließen und Kleiber nisten auf trockenen Blättern, gemischt mit Rindenstückchen. So gewährt uns die Reinigung Einblicke in die Natur, die uns ansonsten verborgen bleiben. Ein spannendes Erlebnis mit Lerneffekt für Alt und Jung!
Es gibt Nisthilfen, die man nicht reinigen sollte, etwa die Nistkästen von Mauerseglern. Mauersegler bauen ihr Leben lang an einem einzigen Nest, es ihnen wegzunehmen würde ihr Brutbemühungen praktisch auf null zurücksetzen. Schwalbennester dürfen auch nach der Brutzeit nicht entfernt werden - sie sind ganzjährig geschützt und werden im Folgejahr von den Schwalben ausgebessert und wieder benutzt.
Noch ein Tipp: Führen Sie ein Logbuch. Wenn Sie über die Belegung der Nistkästen Buch führen (Welcher Vogel hat gebrütet? Wieviele Jungen sind ausgeflogen?), können Sie im
nächsten Jahr gezielt neue Nistkästen für seltene Arten anbringen.
Quellen:
https://www.lbv.de/ratgeber/lebensraum-garten/nistkaesten/
Unser Projekt "Nisten zum Nisten" kann erste Erfolge aufweisen. Bei der eher zufälligen Kontrolle einer der Fledermausnistkästen an der Schauwand in Meinersen zeigten sich drei Abendsegler. Dabei handelt es sich Fledermäuse aus der Gattung der Glattnasen. "Das wir nach so kurzer Zeit die ersten Bewohner in unseren Nisthilfen begrüßen dürfen freut mich sehr", so Florian Preusse, der das Projekt initiiert hat. So richtig spannend wird es aber erst im kommenden Jahr, denn dann werden die Kästen gereinigt und dabei kann allerhand Spannendes passieren. Zudem wollen die naturkundlichen Arbeitsgemeinschaften eine Inspektionskamera anschaffen. Diese ermöglich eine relativ störungsarme Kontrolle der Kästen.